Fremde Heimat
In ihrer zweiten Einzelausstellung in der Anna Klinkhammer Galerie präsentiert die in Düsseldorf lebende Südkoreanerin Hye-Mi Kim aktuelle großformatige Farb-Photoarbeiten urbaner Motive, die in unterschiedlichen südkoreanischen Städten entstanden sind. Nach mehreren Jahren, in denen Hye-Mi Kim ihre Heimat nicht mehr bereist hatte, setzt sie sich mit ihr nun bildnerisch auseinander. Stets bei Nacht von einem leicht erhöhten Betrachterstandpunkt mit einer Mittelformatkamera aufgenommen, beschreiben die atmosphärisch von Lichtwirkungen und kompositorisch konzentrierten Bildstaffelungen geprägten Photographien Annäherungen an die Städte Daerim, Namsan und Yangjung. Sie lassen unterschiedliche historische Entwicklungsstufen als architektonisch-urbane Strukturen erkennbar werden, wobei sich der Blick von einem klar erkennbaren Vordergrund, in dem man sich in der jeweiligen Wohngegend zu befinden glaubt bis hin zu einer Horizontlinie mit Hochhaussiedlungen entwickelt. Schemenhaft von Lichtpunkten erfüllt und in weiter Ferne sichtbar, werden diese zu einem ästhetisch autonomen Merkmal, das metaphorisch den für den Menschen sich eher verlierenden Lebensraum beschreibt. Während die Aufnahmen von Daerim und Namsan den Bildraum je zur Hälfte in Urbanität und Himmel teilen, verläuft sich die Stadt in der Aufnahme Yangjung gleich einem Lavafluss und füllt das Bild nahezu ganz aus. Stets fällt der Blick bei allen Arbeiten im Bereich der Vordergründe auf ein Neonkreuz. Seine jeweilige Farbigkeit beleuchtet die nähere Umgebung auratisch und verweist als typisches Merkmal südkoreanischer Kirchen auf die Christianisierung des Landes, die im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts parallel zur westlich-marktwirtschaftlichen Öffnung als eine der wesentlichen gesellschaftlichen Veränderungen angesehen werden kann. Als formal-ästhetisch betonte Inszenierung innerhalb des Bildaufbaus liefert der Blick auf die Kirchenkreuze nun indirekt auch die Begründung, warum die Photographien in der Nacht aufgenommen wurden, denn die von Lichtwirkungen und historischen Merkmalen geprägten Bildstaffelungen betonen bei aller Erzählung eine ästhetische Verdichtung, die einen Zusammenhang zu den früheren Bildserien Hye-Mi Kims herstellen lässt. Auch hier erschienen Aspekte unserer urban geprägten Umgebungen als formal-ästhetisch unabhängige Bildabstraktionen. Aus fahrenden Zügen in Langzeitbelichtungen aufgenommen, waren hier Landschaftsbilder als abstrahierte Farbstreifen oder als verschwimmende Stadtbilder entstanden. Auch den hier in der Ausstellung aktuellen Photoarbeiten Hye-Mi Kims haftet mit ihrer Betonung ästhetischer Wirkungen eine gewisse Distanz zum täglichen Lebensfluss innerhalb der Städte an, sie werden damit zu Bildern einer Fremden Heimat, um beim Titel der Ausstellung zu bleiben. Barbara Hofmann-Johnson,2007 |
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