Eine Ausstellung von Studierenden der Klasse Holger Bunk
der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Benedikt Asshoff Shabitha Balaratnam Chris Binder Holger Bunk Beate Herdtle Muningandu Swithin Hoveka Tim Lechler Valentin Mackh Vivien Ruxton Fabian Schreiber Shannon-Lea Stevenson Während wir von Kunst noch immer individuelle Sicht und Eigenheit erwarten, werden Individualität und vermeintliche Einzigartigkeit unseres Tuns im Alltagsleben in der Regel mit grosser Geschwindigkeit in Informationen und neue Märkte verwandelt. Eine Trennung von „Welt der Künstler" und Alltag gibt es auf dieser Ebene eigentlich nicht. Denn in der Auswertung der Algorithmen sind grossflächige Instrumente vorhanden, mit denen bis in die Feinheiten evaluiert wird – allerdings nicht wirklich immer zu unserem Vorteil. Deswegen stellt sich die Frage, ob Künstlerinnen und Künstler in ihrer Produktion und ihrem Selbstbild auf eine solche Funktionalisierung von Individualität reagieren können. Die genannte Verwertung ist jedenfalls eine Realität, die den Blick auf künstlerische Individualität verändern wird und vielleicht sogar neu fokussieren muss. Junge Künstlerinnen und Künstler arbeiten permanent an der Schnittstelle von gesellschaftlichen Einflüssen und individueller Reaktion darauf. Sie eignen sich die feinen Instrumente künstlerischer Experimente auf spezifische Weise an und bewegen sich in einem Raum, der nicht–Zweckgebundenes zulässt: Es geht um Verfahren des offenen Beobachtens, um mitteilsame Bilder, die uns mit fein gesponnenen immer neuen Erzählungen von ungewöhnlichen, frischen Erfahrungen berichten wollen. Dies alles gelingt aber nur, wenn auch ein Risiko des Scheiterns eingegangen, vielmehr sogar positiv gesehen wird. Nur so werden die Instrumente wirklich fein und nicht immer wieder in die kommerzielle Nutzbarkeit zurück geholt und abgestumpft. Denn gleichzeitig mit dem Entstehen von künstlerischen Objekten, bildet und konstruiert sich eine Persönlichkeit, die den Erfahrungsschatz zu einem besonderen Werkkomplex oder Werkgruppen ausarbeiten und Stück für Stück lebensgeschichtliches Wissen hinzufügen kann. Das wiederum bedeutet, dass wir in den Werken zusehen können, wie thematische Konstellationen und Blickwinkel verändert werden und persönliche Verantwortung für Aussagen entsteht. Das Rad (die Zeichnung, die Malerei, die Plastik, die künstlerische Konzeption) muss dafür nicht neu erfunden werden. Aber das erste je erfundene Rad unterscheidet sich von jenem, das auf Knopfdruck ein Auto einparken kann hinsichtlich Komplexität seiner instrumentellen Verbindungen. Für die Fantasy-Tragikomödie „Edward Scissorhands“ (USA 1990) wurde eine Figur erfunden, die wie der Name sagt Scheren als Hände hat. Es entspinnt sich – kitschig und doch in aufgeräumte Bilder gesetzt – eine Geschichte über den der künstlichen Menschen Edward, der von seinem Schöpfer mit unbekanntem Plan „nicht fertig“ gemacht wurde. Neugier und Bewunderung gegenüber Edward drohen ständig, in Ablehnung, Verdächtigung und Verfolgung umzuschlagen, weil Edward seine Scherenhände als Instrumente zwar für erstaunliche Kreationen nutzt, dann aber wieder plump im Alltag damit scheitert und bedrohlich erscheint. Es ist eine Geschichte über einen Charakter, der so ist wie er ist und das Beste daraus machen muss, aber letztlich doch nur in Isolation „leben“ kann. Künstlerinnen und Künstler könnten als solch tragische Charaktere erscheinen und werden Image-mässig vielleicht so vermarktet. Tatsächlich ist das Potenzial viel dynamischer und aktiver: Künstlerische Arbeit reagiert seismographisch, entwickelt sich selbst und die Instrumentarien der Produzenten und des Publikums weiter. Synapsen und Objekte der Wahrnehmung befinden sich in einem Dialog, der sich erweitert und sich sowohl quantitativ als auch qualitativ weiterentwickeln wird. Atelierplätze in den Akademien, Ausstellungen in neuen Kontexten wie Galerien gehören zu diesem Dialog, sind wichtige Orte an denen Erfahrungen gemacht und geteilt werden können. Sie verfeinern unser Instrumentarium in vielen Hinsichten. – Neugier und Spass an der Beobachtung sind oft Motivation genug. Erweiterung der Kenntnis und eigenes Philosophieren sind willkommen. Deshalb danke ich der Anna Klinkhammer Galerie für die Idee und die Einladung zu dieser Ausstellung und den Studierenden der Klasse Bunk für die engagierte Zusammenarbeit. Holger Bunk Stuttgart, August 2018 |
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